Arzneimittel = Mikronährstoffräuber?!
Vor allem in der Daueranwendung können Medikamente zu chronischen Mikronährstoffräubern werden. Da dies zu unerwünschten Effekten führen kann, ist es gut zu wissen, auf welche Mikronährstoffe du gegebenenfalls besonders achten solltest.
Die kurzfristige Einnahme eines Arzneimittels beeinflusst den Spiegel der Mikronährstoffe in der Regel nicht nachteilig. Jedoch können Langzeittherapien oder die Einnahme mehrerer Medikamente zu einem Mangel einzelner Mikronährstoffe führen bzw. eine bereits bestehende Unterversorgung verstärken.
Sowohl die Aufnahme als auch die Verwertung von Vitaminen und Mineralstoffen kann durch Arzneimittel (zum Teil erheblich) gestört werden. Oft kommt es zudem zu erhöhter Ausscheidung der Mikronährstoffe über Niere oder Darm.
Die Störung des Mikronährstoffstatus kann Folgen haben. Bereits ein geringer Mangel kann zu Beschwerden wie Infektanfälligkeit, Reizbarkeit oder eingeschränkter körperlicher und geistiger Leitungsfähigkeit führen.
Mehr zu den Symptomen eines Mikronährstoffmangels und wann es besonders wichtig ist auf die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu achten, erfährst du im Beitrag „Mikronährstoffe: wann ist eine Ergänzung sinnvoll?“
Bekannte Mikronährstoffräuber
Auswahl häufig eingesetzter Arzneimittel, die einen Mangel bzw. erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen verursachen:
Medikament |
Möglicher Mangel an |
---|---|
Blutdrucksenker (z. B. ACE-Hemmer) |
Zink |
Orale Verhütungsmittel / Kontrazeptiva |
Vitamine B2, B5, B6, B12, C, E, Folsäure, Magnesium, Selen, Zink |
Entwässerungstabletten / Diuretika* |
Vitamine B6, B12, Folsäure, Kalium, Magnesium, Zink |
Magensäureblocker (z. B. PPI) |
Vitamine B12, C, D, Folsäure, Calcium, Eisen, Magnesium |
Abführmittel / Laxanzien* |
Folsäure, Calcium, Kalium, Magnesium Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) bei Verwendung von mineralölhaltigen Laxanzien |
Antidepressiva* |
Vitamin B2 |
Antibiotika* |
Vitamine B12, C, K, Biotin, Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Mangan |
Lipidsenker (z. B. Statine) |
Vitamin D, Selen |
Schmerzmittel (z. B. ASS) |
Vitamine B12, C, Folsäure, Eisen |
Antidiabetika (z. B. Metformin) |
Vitamin B12, Folsäure, Magnesium |
Corticosteroide |
Vitamine C, D, Calcium, Kalium, Magnesium, Zink |
Antiepileptika* |
Vitamine B1, B2, B6, B12, D, K, Biotin, Folsäure, Calcium, Selen, Zink |
Antirheumatika (z. B. Methotrexat) |
Vitamine B2, B12, Folsäure, Zink |
Chemotherapeutika (z. B. Cisplatin) |
Kalium, Magnesium, Selen |
*je nach Wirkstoff unterschiedliche Mikronährstoffe betroffen
- Bei der langfristigen Einnahme von Medikamenten solltest du immer die Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen im Blick haben. Schlechtes Allgemeinbefinden und so manche Nebenwirkungen könnte durch einen Mangel an Mikronährstoffen erklärt werden. Keinesfalls sollten aber die Medikamente abgesetzt werden. Betroffene Nährstoffe können zusätzlich eingenommen werden.
- Wer sichergehen möchte, sollte seine/n Arzt/Ärztin fragen und eine Mikronährstoffanalyse des Blutes durchführen lassen.
Übrigens…
… Vitamine und Mineralstoffe können umgekehrt auch die Wirkung von Arzneimitteln beeinträchtigen:
Bestimmte Antibiotika (Gyrasehemmer, Tetracycline) sollten beispielsweise nicht zusammen mit Mineralstoff-Präparaten oder Milchprodukten eingenommen werden, da Calcium, Magnesium, Eisen und Zink Komplexe mit den Antibiotika bilden und so deren Wirksamkeit beeinträchtigen. Hier muss ein bestimmter zeitlicher Abstand eingehalten werden.
... Mineralstoffe können die Wirkung von Medikamenten unterstützen:
Die Einnahme von Selen z. B. kann den Bedarf an bei Asthma bronchiale eingesetzten Arzneimitteln (z. B. Glucocorticoide) verringern oder die Wirkung von L-Thyroxin bei Autoimmunthyreoiditis optimieren.